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Medienkriminalität. Spiegel der Wirklichkeit oder Instrument der Kriminalpolitik?

Wissen über Kriminalität wird auf verschiedenen Wegen gewonnen. Deshalb stoßen wir auf die Schwierigkeit, mit einer Mehrheit von miteinander rivalisierenden Realitätskonstruktionen leben zu müssen, von denen jede beansprucht, „die“ Kriminalitätswirklichkeit zu treffen. So begegnet der „objektiven“ d...

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Published in:Zeitschrift für Rechtspolitik 2002, Vol.35 (1), p.30-34
Main Author: Kaiser, Günther
Format: Article
Language:ger
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Description
Summary:Wissen über Kriminalität wird auf verschiedenen Wegen gewonnen. Deshalb stoßen wir auf die Schwierigkeit, mit einer Mehrheit von miteinander rivalisierenden Realitätskonstruktionen leben zu müssen, von denen jede beansprucht, „die“ Kriminalitätswirklichkeit zu treffen. So begegnet der „objektiven“ die „subjektive“ Kriminalität. Als Stein des Anstoßes gilt namentlich die von medialen Eigeninteressen und -gesetzen bestimmte Steigerung der Verbrechensfurcht sowie Schaffung einer selbstständigen Medienkriminalität (vgl. Fall Sebnitz), ja einer unkontrollierten medialen Kriminalpolitik. Dabei wird nicht selten ein politisch-publizistischer Verstärkerkreislauf mit Fokussierung von Einzelfällen als medialen Schlüsselereignissen vermutet. Zu diesen zählen vor allem Fälle der schweren Gewalt- und Sexualkriminalität (insbesondere des sexuellen Missbrauchs von Kindern). Unbehagen und Kritik provozieren darüber hinaus mediale Darstellungen stigmatisierender Anprangerung im Internet sowie die Ohnmacht der Sozialkontrolle. Offenbar reichen die bislang entwickelten Schutzkonzepte noch nicht aus, zumal die Medienfreiheit nicht in Frage stehen kann. Hier sind sowohl Industrie- und Selbstkontrolle der Internet-Anbieter als auch Strafverfolgungsorgane und Wissenschaft gefordert, um gefährlichen Formen transnationaler Kriminalität zu wehren. Dazu bedarf es auch des starken Rückhalts durch die Staatengemeinschaft kraft internationaler Konventionen.
ISSN:0372-9672
0514-6496